Bildung und Resilienz
Der Begriff Resilienz ist ein Modewort, das jedoch treffend wichtige Anforderungen auf den Punkt bringt, die durch rasche Veränderungen am Arbeitsmarkt, globale Krisen und demografischen Wandel an Individuen und Gesellschaft gestellt werden: die zentrale Herausforderungen besteht darin, auf Veränderungen so zu reagieren, dass diese keinen Schaden anrichten können. Das Konzept der Resilienz beinhaltet im Wesentlichen Anpassungsfähigkeit – sowohl mit Blick auf akute Krisen, als auch auf solche Veränderungen, die eher langsam und kontinuierlich vonstattengehen.
Der Aktionsrat Bildung widmet sich in seinem neuen Gutachten der Frage, wie die Resilienz von Individuen, Bildungseinrichtungen und des Bildungssystems gesteigert werden kann.
Aus seiner Analyse leitet das Gremium allgemeine sowie bildungsphasenspezifische Handlungsempfehlungen ab und richtet diese an die politischen Entscheidungsträger.
Das Gutachten wurde am 28. April 2022 im Rahmen eines OnlineKongresses der Öffentlichkeit vorgestellt.
Dr. Christof Prechtl, stellvertretender Geschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., eröffnete die Veranstaltung und erklärte: „Resiliente Unternehmen brauchen resiliente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Resilienz ist erlernbar für jede und jeden Einzelnen, jede Organisation und jedes System. Ausgehend davon muss uns allen bewusst sein: Stärken wir unser Bildungssystem, dann stärken wir die Gesellschaft und damit auch unseren Wirtschaftsstandort!“
Resilienz ist erlernbar
Die Fähigkeit eines Individuums, einer Gruppe oder auch eines Systems, an schweren Krisen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln ist erlernbar. In ihren Vorträgen präsentierten die Mitglieder des Aktionsrats Bildung geeignete Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz der Bildungsteilnehmer*innen in den einzelnen Bildungsphasen. Auch die Resilienz der Bildungseinrichtungen und des Bildungssystems wurden thematisiert.
Befähigung zur Resilienz
Im Rahmen einer Gesprächsrunde diskutierten Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zentrale Ergebnisse und Empfehlungen der Studie. Der Schwerpunkt der Diskussion lag auf den Bildungsbereichen Schule und berufliche Bildung.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, wie Resilienz auf individueller Ebene erworben und vermittelt werden kann, und welcher Rahmenbedingungen es auf der systemischen Ebene bedarf, um Bildungseinrichtungen auf Krisen vorzubereiten.
Prof. Dr. Karl Wilbers, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg betonte, dass in den Schulen Lehrmethoden, die auf die Förderung der 21st Century Skills zielen, zum Standard werden müssen. Auch die Resilienz der Lehrenden sei gezielt zu fördern. Hierfür seien ein gutes Arbeitsklima, unterstützende Beziehungsstrukturen und spezielle Fortbildungen zur Burnout-Prävention in allen Bildungsphasen von zentraler Bedeutung.
Weitere wichtige Themen waren die (Teil-)Autonomie von Schulen sowie die Förderung einer Schulkultur, die Partizipation und Gemeinschaftsgefühl in den Vordergrund stellt. Aus Schülersicht betonte Katharina Swinka, Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz, dass Schulen einen stärkeren Fokus darauf legen sollten, Schüler*innen auf grundlegende Lebensaufgaben vorzubereiten. Prof. Dr. R. Alexander Lorz, Mitglied im Präsidium der KMK und hessischer Kultusminister, erläuterte am Beispiel multiprofessioneller Teams in hessischen Schulen, wie wichtig es sei, Lehrer*innen mit dieser umfangreichen Aufgabe nicht alleine zu lassen.
Vortragende und Podiumsteilnehmer*innen
Das Bildungssystem sieht sich heute mit Risiken konfrontiert, die in ihren Wirkungen schwer einzuschätzen sind und die nicht erst dann ernst genommen und bearbeitet werden sollten, wenn die hinter ihnen stehenden Katastrophen tatsächlich eintreten. Die Beeinträchtigungen des Bildungssystems durch die COVID-19-Pandemie haben dies in aller Deutlichkeit gezeigt. Stellvertretend für all jene Bildungseinrichtungen, denen es gelungen ist, an dieser großen Herausforderung zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, wurden im Rahmen des OnlineKongresses drei Schulen vorgestellt.
Seit 2005 bewerten die Mitglieder des Aktionsrates Bildung die gegenwärtige Situation im deutschen Bildungssystem auf Basis von umfassenden Expertisen. Lernen Sie die Mitglieder und die Aktivitäten seit Gründung des Aktionsrates jetzt kennen.