Im Gutachten geht der Aktionsrat Bildung der Frage nach, welchen Beitrag das Bildungssystem leisten kann, um den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft nachhaltig zu stärken.
Wie kann unser Bildungssystem den sozialen Zusammenhalt stärken? Dieser Frage geht Redakteurin Katharina Muth gemeinsam mit Prof. Dr. Bettina Hannover und Schulleiterin Simone Aslanidis nach.
Zum Podcastvbw Präsident Wolfram Hatz eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung umfassender altersgerechter Sprachförderung für den sozialen Zusammenhalt. Weiterhin erklärte er: „Statt Investitionen nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen, müssen wir sie zielgerichtet einsetzen. Um einzuschätzen, wo der Investitionsbedarf am größten ist, schlagen wir die generelle Einführung eines Sozialindex als Steuerungsinstrument vor, um zu verdeutlichen, wo die Investitionen am meisten gebraucht werden.“ Auch verwies er auf die Bedeutung des Ehrenamtes für bürgerschaftliches Engagement und die Vermittlung demokratischer Werte zur Förderung des sozialen Zusammenhaltes.
Der Beitrag des Bildungssystems
Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft wird aktuell durch vielfältige Krisen und Herausforderungen auf die Probe gestellt. Das Bildungssystem kann entscheidend dazu beitragen, die erforderliche Integrationskraft unserer zunehmend individualisierten Gesellschaft zu stärken.
In seinem neuen Gutachten „Bildung und sozialer Zusammenhalt“ beleuchtet der Aktionsrat Bildung den Begriff des sozialen Zusammenhaltes zunächst aus historischer, psychologischer und ökonomischer Perspektive. Im Anschluss werden die Besonderheiten und Bedarfe der einzelnen Bildungsphasen – von der frühen Bildung bis zur Weiterbildung – diskutiert.
Die Inhalte des Gutachtens wurden von drei Mitgliedern des Aktionsrates Bildung vorgestellt. Zu den psychologischen Hintergründen referierte Frau Prof. Dr. Bettina Hannover, Leiterin des Arbeitsbereichs Schul- und Unterrichtsforschung im Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie an der FU Berlin. Sie erläuterte die drei Kerndimensionen des Konzeptes der sozialen Kohäsion: „Soziale Beziehungen“, „Ausrichtung auf das Gemeinwohl“ und „Identifikation“ im Sinne einer sozialen Identität.
Prof. Dr. Tina Seidel, Head of Department Educational Sciences, Inhaberin des Lehrstuhles für Pädagogische Psychologie, TU München, ging auf die Herausforderungen des sozialen Zusammenhaltes in der Primar- und Sekundarstufe ein. Sie formulierte konkrete Empfehlungen, wie das Schulsystem auf allen Ebenen – von der individuellen Sprachförderung und Elternarbeit bis zur Aufnahme konkreter Maßnahmen und Ziele in die Rahmen- und Lehrpläne – den Zusammenhalt der Schüler*innen unterstützen und Ausgrenzungen und Mobbing wirksam unterbinden kann.
Die zentralen Herausforderungen für die Hochschule und berufliche Bildung wurden von Prof. Dr. Karl Wilbers, Inhaber des Lehrstuhles für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung an der FAU Erlangen-Nürnberg vorgestellt. Entlang der Kerndimensionen sozialen Zusammenhaltes erläuterte er für beide Bereiche zentrale Strategien zur Stärkung des sozialen Zusammenhaltes. Im Bereich der beruflichen Bildung ging er u. a. auf rechtliche Aspekte der Erwerbsmigration ein. Im Bereich Hochschule fokussierte er die gesellschaftliche Integrationskraft von Universitäten entlang der Kernaufgaben Lehre, Forschung und Transfer.
Im Rahmen einer Gesprächsrunde diskutierten Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zentrale Ergebnisse und Empfehlungen der Studie. Im Mittelpunkt stand die Frage, durch welche konkreten Maßnahmen sozialer Zusammenhalt auf individueller und institutioneller Ebene gestärkt werden kann.
Vortragende und Podiumsteilnehmer*innen
Für junge Menschen ist der Lernort Schule von großer Bedeutung für die Unterstützung im Erwerb sozialer Kohäsion.
In qualitativ hochwertiger Weise muss den Schülerinnen und Schülern ein ausgeprägtes soziales Verantwortungsbewusstsein
vermittelt und aktiv erlebbar gemacht werden. Im Rahmen des Kongresses wurden zwei Schulen vorgestellt, die sich durch die
engagierte und nachhaltige Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler für Gemeinsinn und sozialen Zusammenhalt auszeichnen.