Die sinkenden Bildungsleistungen deutscher Schüler*innen können nur teilweise durch die veränderte Zusammensetzung der Schülerschaft erklärt werden. Der Aktionsrat Bildung analysiert in seinem Gutachten Gründe für den Abwärtstrend und fordert mehr Verbindlichkeit im gesamten Bildungssystem.
Gutachten herunterladenWie können Bildungsleistungen wieder steigen? Der Aktionsrat Bildung fordert mehr Verbindlichkeit durch vergleichbare Standards und höhere Eigenverantwortlichkeit aller Akteure. Katharina Muth spricht in dieser Folge mit Prof. Dr. Bettina Hannover sowie mit den Schulleiter*innen Kerstin Krins und Helmut Klemm.
Zum PodcastDie Leistungen deutscher Schüler*innen sind in den letzten zehn Jahren unter das Niveau des PISA-Schocks im Jahr 2000 gesunken. Der Aktionsrat Bildung stellt in seinem diesjährigen Gutachten als Erklärungsansatz das Thema Verbindlichkeit in den Mittelpunkt. Als Verbindlichkeit wird hier die abgestimmte, verantwortungsvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten vom Staat über Bildungsinstitutionen bis zu jedem Einzelnen verstanden. In dem heutigen Kongress wurde dieses Gutachten mit dem Titel „Bildungsleistung durch Verbindlichkeit" vorgestellt.
Die Sicht der Wirtschaft
vbw Präsident Wolfram Hatz betonte in seiner Rede, dass die Lernenden mit steigendem Lebensalter in zunehmendem Maße Verantwortung für die eigene Bildungsbiografie übernehmen müssen. Er betonte zudem die Bedeutung dieser Verantwortungsübernahme für die Wirtschaft: „Deutlich zielführender als freundliche Unverbindlichkeit ist Klartext. Denn das Problem mit der Unverbindlichkeit ist, dass sie zu vieles offen lässt und sie keine Transparenz schafft über Erfolge und Misserfolge.“
Die Sicht der Wissenschaft
Unsere Expert*innen haben in ihren Vorträgen verdeutlicht, dass über alle Bildungsphasen hinweg Handlungsbedarf besteht.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde deutlich: Um die Bildungsqualität zu steigern, ist es deshalb von entscheidender Bedeutung, die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen konsequent zu fördern, die Evidenzbasierung des Bildungssystems zu stärken und das pädagogische Personal weiterzubilden.
Herr Prof. em. Dr. Rudolf Tippelt, Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Mitglied des Aktionsrats Bildung, führte in die Inhalte des Gutachtens ein. Er plädierte für verbindliche Qualitätsstandards, die durch ein lückenloses Monitoring bis auf die Ebene der Individuen auch mit Konsequenzen im Sinne einer verbindlichen Förderung der Individuen, verknüpft werden müssen. Die Inhalte des Gutachtens wurden durch drei weitere Mitglieder des Aktionsrats Bildung vorgestellt.Prof. Dr. Nele McElvany, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS), Technische Universität Dortmund ging auf die Bildungsphasen frühe Bildung und Primarstufe ein. Sie betonte zunächst auf die hohe Bedeutung der beiden Bildungsphasen für alle nachfolgenden Bildungsphasen – insbesondere auch mit Blick auf das Thema Sprachförderung. Als ein zentrales Ziel beider Bildungsphasen nannte Sie die Stärkung der Kernkompetenzen in den Kernfächern Deutsch und Mathematik. Prof. Dr. Tina Seidel, Direktorin des TUM Center for Educational Technologies München, erläuterte die Bedeutung des Themas „Verbindlichkeit“ für die Sekundarstufe und die Hochschule. Für den Bereich der Sekundarstufe hob sie die Bedeutung eines kontinuierlichen Bildungsmonitorings hervor, aus dem in der Folge auch verbindliche Konsequenzen für die Bildungspraxis abgeleitet werden müssen.
Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion
Moderation: Christian Nitsche, Bayerischer Rundfunk, München
Ein zentrales Ziel im Bildungssystem ist der verbindliche Erwerb elementarer Kernkompetenzen im Sinne grundlegender Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Doch auch die alters- und entwicklungsabhängige Stärkung der Eigenverantwortung der Lernenden bei der Gestaltung ihrer Bildungsbiografien muss im Blick behalten werden. Im Rahmen des Kongresses wurden zwei Schulen vorgestellt, die sich durch die engagierte und verbindliche Förderung ihrer Schüler*innen auszeichnen.